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  Jutta Koether bei Grand Funk Freund Wien (16. 9. - 14. 10.)
Zur grünen Schenke - fünf Uhr nachmittags (die geheimen Bilder)"

"Hail Happy Hour! We've conquered pain!"

ein anspruch, ein ausspruch, eine wahrheit - "woraus sich eine darstellung von echtem schmerz ergeben kann" (J. Koether).
ein frauengesicht immer wieder auf 14 acrylbildern. ich betrachte die bilder und sehe "die Farben des Lebens" (J. Koether). heitere farben: orange, gelb, helles grün, silbergrau, purpur. davor, dahinter, dazwischen das ausdruckslose frauengesicht mit den leeren augen "ich fühle nichts dabei" (J. Koether).
den schmerz, die auseinandersetzung mit ihm kann ich nicht finden.... ratlosigkeit. das halluzinierte "ich" löst sich auf in masken und metaphern, wäre das dann: der schmerz?
ist "sich-lösen", "sich-auflösen" nicht das begehren hinter jeder zerstreuung, hinter aller "orientierung", die uns das leben in den kapitalistischen metropolen so reichhaltig anbietet, sofern wir uns zu den materiell begünstigten zählen dürfen: das so recht eigentliche zu-sich-finden als gesellschaftlich bedingte existenz?
der schmerz bleibt postulat.
schmerz ist etwas anderes als leiden, schmerz ist unmittelbar, nicht philosophisch und bedürfnisabhängig, schmerz ist jenseits von worten. tränen oder schreie sind seine ausdrucksweise und ohnmacht ist eine seiner wesentlichen komponenten. aus schmerz lässt sich auch weiter nichts lernen, denn er ist eine erfahrung, wohl auch eine höllenerfahrung, aber aus der hölle, so man ihr entkommt, lässt sich nichts mitnehmen. die hölle speit erst jene/n aus, der/ die alles hingegeben hat, was menschen zu menschen macht - glücksempfinden, freude, trauer, mitgefühl, schöpferische lust... diese empfindungen kommen von anderen orten als dem schmerz oder der hölle...
"So wie das Wesen hinter der Maske verschwinden kann (hinter der Maske der Herrschaft ebenso wie hinter der Maske des Leidens)"1 so steht bei solch einem postulat die frage im raum, was schmerz denn sei? wie kann schmerz dargestellt werden? und bedeutet der ausdruck, den die künstlerin mit schmerz verbindet, auch notwendig das auslösen der gleichen empfindung bei den rezipientInnen? ist das überhaupt wichtig? ist schmerz nicht einer der intimsten momente der privatheit und entzieht dieser sich dadurch nicht einer direkten mitteilbarkeit? hätte man mir erzählt, die bilder handelten vom moment unmittelbar vor der erleuchtung, oder von einem picknick im cental park an einem späten aprilsonntag - ich hätte das wohl auch geglaubt. und vielleicht wäre es auch wahr gewesen...
denn die trauer über den verlust der bürgerlichen individualität kulminiert in der darstellung von charaktermasken, deren austauschbare maskenhaftigkeit in den bunten blasen der warenwelt rudimentär die erinnerung an wirkliche existenz - vergeblich - festzuhalten versucht. das wesen ist das nicht-wesen in einem blossen "System von Masken und Personen, die jeweils ad hoc, zur Verbindung verschiedener sozialer Systeme verwendet werden: als Inter-Face."2
   
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1 Georg Seeßlen, Antlitz und Inter-Face in: konkret 10/2000
2 ebenda.