Carola Dertnigs Zeichnungen entstanden im Sommer 2001 während eines
Atelierstipendiums im World Trade Center in New York.
"but buildings can‘talk" behandelt die Geschichte und Nutzung
der Twin Towers. "Ich schuf an Hand der Zeichnungen eine Personifikation
der Zwillingstürme, in der die Zwillinge ein Gespräch über
ihre Gefühle nach dem Bombenattentat 1993 führen. Sie fühlen
sich wegen ihrer Machtposition als Symbol des kapitalistischen Systems
verunsichert. Um sich zu entspannen, machen sie Power-Yoga und essen Geldchips."
Die Bildergeschichte handelt auch von Immigration (Ellis Island), Liebe,
Trennung, von phallischer Architektur und vom Umstand, dass Gebäude
ein sächliches Geschlecht haben. Auf Grund all dieser Gegebenheiten
beschließen die Twin Towers eine systemische Familienaufstellung
zu machen. Eine Grundsatzregel bei dieser Form von Psychotherapie ist
es, den von der Familie ursprünglich zugewiesenen Platz zu verlassen
und einen neuen Platz einzunehmen, um die alten Urmuster zu sprengen und
die Plätze in der Familie neu zu definieren und zuzuordnen. Die beiden
Türme tauschen also in der Nacht ihre Plätze (sowie den Fernsehhut)
– was allerdings unbemerkt bleibt, da sie ja Zwillinge sind.
Carola Dertnig hinterfragt in ihrer Arbeit als Zeichnerin, Video - und
Performancekünstlerin auf subtile Art und Weise gesellschaftlich
zugeschriebene Rollenbilder. Ihre Techniken bei dieser sich ständig
verändernden Aufgabe umfassen eine sensible Auffassungsgabe, präzise
Umsetzung und Humor, der besonders in ihren Slapstickvideos kulminiert.
Wir freuen uns, einige der Zeichnungen abdrucken zu dürfen. Die Bildgeschichte
"but buildings can‘talk" umfasst auch Texte und Fotos von
leerstehenden Büros im World Trade Center. Derzeit bereitet Carola
Dertnig gemeinsam mit Pia Moos eine Publikation in Buchform vor.
Carola Dertnig lebt und arbeitet in Wien und New York.
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