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02/01
postFaschistische Blicke
Über die Wochenschau


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gestern sah ich eine hübsche Wochenschau, in die sich ein Kopierfehler eingeschlichen hatte. Ein Sprecher sagte eben "bemühte sich auch ...", als dasselbe Bild wieder erschien und der Sprecher nochmals wiederholte: "bemühte sich auch ...". In jede Wochenschau müßten zwei, drei solche Fehler eingeschmuggelt werden, damit die Kontinuität unterbrochen und die Manipulation sichtbar gemacht wird, das Ganze als Gemachtes, Künstliches erkannt werden kann und jede Verwechslung mit der Wirklichkeit verhindert wird. Gewöhnt sich das Publikum an diese Art der Darstellung, müßte das System erweitert, die Fehler müßten vermehrt werden. Nach einiger Zeit bestünde, infolge immer konsequenterer Verwendung von Kopierfehlern, die Wochenschau nur mehr aus einer einzigen Einstellung, einer Bewegung die sich ununterbrochen wiederholte. Dann haben wir die ideale Wochenschau. Denn nach dem System des Zufälligen und zugleich Manipulierten, nach dem unsere Wochenschauen zusammengesetzt sind, wäre es nur logisch, so etwas zur Vollkommenheit zu bringen. Da sich in der Wochenschau Woche für Woche nach einem Schema dasselbe abspielt, wäre es dann nicht mehr nötig, neues Material zu bringen, sondern dieses eine Bild, diese eine Bewegung könnte dem Publikum Woche für Woche in neuen Variationen (mit anderen Bildausschnitten etwa) gezeigt werden.
Schauen Sie sich die dieswöchige Wochenschau an.Ernst Schmidt Jr., Filmtagebuch Wien, (Jänner) Feber 1968
   
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in: Linda Bilda (Hg.) und Secession (Hg.), Ernst Schmidt Jr. Drehen Sie Filme, aber keine Filme! Fime und Filmtheorie 1964-1987. Wien, 2001